Und hier noch ein Brief, der möglichst zahlreich an Herrn Gabriel per Mail geschickt werden sollte (sigmar.gabriel@bwmwi.bund.de bzw. sigmar.gabriel@bundestag.de):
ISDS im
CETA-Freihandelsabkommen der EU mit Kanada
Berlin, 9. September2014
Sehr geehrter Herr Gabriel,
Am 25. September
wollen die EU-Kommission und die Regierung Kanadas das EU-Kanada-Freihandelsabkommen
CETA in Ottawa paraphieren. Der Vertragstext sieht die Einführung eines
Investor-Staats-Klagemöglichkeit (ISDS) vor.
ISDS ist in der
deutschen, europäischen und kanadischen Öffentlichkeit sehr stark in die Kritik
geraten. Sie selbst und die Bundesregierung haben wiederholt erklärt, solche
ISDS-Klagemöglichkeiten zwischen OECD-Mitgliedsländern seien „nicht notwendig“,
da es sich um entwickelte Rechtsstaaten handelt. Wir glauben, dass ISDS nicht
nur nicht notwendig, sondern schädlich ist. Damit werden ausländischen
Investoren exzessive Rechte eingeräumt, die inländische Investoren im Rahmen
der deutschen Rechtsordnung nicht haben. ISDS untergräbt den Spielraum demokratischer
Politik, Regulierungen im Sinne von Nachhaltigkeit und sozialem Fortschritt zu
beschließen. ISDS-Schiedsgerichte haben einen weiten Spielraum, den
Vertragstext auszulegen, ohne dass es eine Möglichkeit gibt, diese Urteile
anzufechten.
Etwa 150 000
Menschen beteiligten sich an der von der Kommission von März bis Juli
durchgeführten öffentlichen Konsultation zu ISDS in TTIP. Eine überwältigende
Mehrheit brachte klar zum Ausdruck, dass sie ISDS in einem Freihandelsabkommen
mit den USA ablehnen. Der für die Konsultation verwendete Text lehnt sich eng
an den CETA-Text an.
Obwohl die
Auswertung der Konsultation noch längst nicht abgeschlossen ist, hat die
Kommission beschlossen, mit diesem extrem umstrittenen ISDS-Mechanismus im
CETA-Abkommen Fakten zu schaffen. Wir bitten Sie dringend, dies nicht
zuzulassen. Was für ein Signal wäre
das an die Bürgerinnen und Bürger Europas, wenn man eine öffentliche
Konsultation einfach derart ignoriert. Noch
mehr Menschen als ohnehin werden sagen, die Kommission ist abgehoben und
bürgerfern.
Am 10. September wird
der Handelspolitische Ausschuss des Rats in Brüssel tagen. Die Kommission
möchte, dass der CETA-Text dort beraten und abgesegnet wird. Das wäre die
letzte Gelegenheit für die Mitgliedsstaaten, den Vertragstext noch zu
korrigieren und ISDS herauszunehmen. Wird
sie nicht genutzt, kann der Vertrag nur noch als Ganzes abgelehnt oder
angenommen werden.
Angesichts der
weitverbreiteten und entschlossenen Ablehnung von ISDS in der europäischen
Öffentlichkeit und der Tatsache, dass die Auswertung der Konsultation noch gar
nicht abgeschlossen ist, fordern wir Sie dringend auf, am 10.September
darauf zu dringen, ISDS aus dem
CETA-Vertragstext zu streichen. Sollte dies nicht gelingen, fordern wir Sie
dringend auf, ein solches CETA-Abkommen abzulehnen.
Mit freundlichen Grüßen
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